Das Ludwig Ehrhardt Zentrum in Fürth ist erst seit drei Wochen eröffnet. Die AG 60plus hatte jedoch bereits jetzt zu einem Besuch eingeladen, ist doch ein zeitgeschichtliches Museum in nächster Nähe ein lockendes Ziel für die Senioren, die ja Ludwig Ehrhard noch als aktiven Politiker erlebt haben. Auch wenn es sich um einen politischen Gegner handelt, versprach die Beschäftigung mit seinem Leben und Wirken eine Bereicherung. Und die Besucher wurden nicht enttäuscht: Das Museum konnte sowohl durch die bloße Größe als auch durch die Exponate beeindrucken. Der Neubau direkt am Rathaus ist architektonisch gewöhnungsbedürftig, aber durchaus schlüssig. Auf der anderen Straßenseite ist das Geburtshaus Ludwig Erhards mit Gefühl renoviert worden und vermittelt in seiner Enge und Winkeligkeit das Wohngefühl um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Hier wird das Leben Ludwig Erhards bis zum 2. Weltkrieg geschildert. Im gegenüberliegenden Neubau wird der politische Weg Erhards nachgezeichnet, der sich ja eher als Wissenschaftler verstand und an der Nürnberger Wirtschaftsfakultät forschte. Da er nicht in die Naziherrschaft verwickelt war, wurde er von den amerikanischen Besatzungstruppen in die politische Führung des zerstörten Landes eingesetzt, ein Weg, der ihn bis ins Bundeskanzleramt führte. Der amerikanische Jeep, mit dem Erhard ins Amt gefahren wurde, ist einer der auffälligsten Ausstellungsgegenstände des Museums. Das Museum will besonders die wirtschaftliche Entwicklung und die sozialen Marktwirtschaft beleuchten, die durch Ludwig Erhard maßgeblich bestimmt worden sind. Dies gelingt durch die Präsentation vorzüglich, ist das Museum doch technisch und museumspädagogisch auf dem neuesten Stand. Durch viele interaktive Stationen werden die Besucher aufgefordert, selbst tätig zu werden. Bemängelt wurde allerdings, dass die direkt mit Erhard verbundenen Gegenstände eher selten sind. Dafür sind viele Plakate und Materialien ausgestellt, die bei den unmittelbaren Zeitgenossen Erhards jede Menge Wiederkennen auslösten. Bemängelt wurde auch die schiere Menge der Exponate und Informationen – das aber ist leicht durch die Wiederholung des Besuchs auszugleichen. Ein Vorhaben, zu dem sich einige der Teilnehmer bereits beim anschließenden Kaffee und Kuchen entschlossen. Das gemütliche Beisammensein fand im Café des Museums in den Räumen des früheren Weißwarengeschäftes der Familie Ehrhardt statt, das ebenfalls mit einigen interessanten Ausstellungsgegenständen ausgestattet ist.